Letzte Woche haben Ralph und ich uns über die Ankommensphase in der Schweiz unterhalten. Grund für die Diskussion war eine Buchempfehlung, die ich im Globetrotter-Magazin gesehen habe, über verschiedenen Personen, die nach ihrer Rückkehr nach einer Langzeitreise interviewt wurden.
Meine Ankommenszeit war sehr schwierig. Ich hatte am meisten damit zu kämpfen. In der Diskussion meinte Ralph, er habe immer gewusst, dass es mal vorbei gehen würde und er sei Realist. Heisst das nun im Umkehrschluss, dass ich bin nicht realistisch bin? Ich habe auch immer gewusst, dass alles mal vorbei sein würde und habe mir auch diesen Moment immer bildlich vorgestellt. Warum wohl hat es mich dann so umgehauen? Ein Grund sehe ich darin, dass ich mich wohl am intensivsten mit der Reiseplanung auseinandergesetzt habe. Ich habe stundenlang am Computer gesessen, Destinationen virtuell besucht, verschiedene Routen entwickelt, Flüge gebucht, Bewertungen von Unterkünften gelesen und noch vieles mehr, was zu so einer Reise dazugehört. Schule, Steuerbehörden, Krankenkassen, Versicherungen informiert, Mieter für unser Haus gesucht, Kisten gepackt und noch vieles mehr. Auch unterwegs war ich hauptsächlich damit beschäftigt, die nächsten Etappenziele zu planen. Und ein weiterer Grund sehe ich darin, das ich auch als Einzige unterwegs nichts vermisst habe. Ich habe lange Zeit einen Grossteil meiner freien Zeit in diese Reise investiert. Ich habe mich unterwegs nie nach Hause gesehnt, den Schnee und auch weder Bett noch Dusche vermisst. Einzig Freunde und Familie, aber die sind mit den heutigen Kommunikationsmöglichkeiten, gefühlt auch nicht mehr so weit entfernt wie früher. Ergo habe ich mich auch auf nichts wirklich gefreut, ich hätte es noch viel länger in der Ferne ausgehalten. Wir kamen zurück in eine Schweiz, wo sich während unserer Abwesenheit fast nichts verändert hat - Corona hatte das Land die ganze Zeit fest im Griff. Und wir haben während dessen so viel erlebt, so viele Eindrücke, die es zu verarbeiten gibt. Ich traf bekannte Gesichter und nur die wenigsten hat es wirklich interessiert, was wir erlebt haben. Und ehrlich gesagt, mich haben die Alltagssorgen und den Alltagstrott auch nur bedingt interessiert. Nur die Reisebegeisterten in unserem Freundeskreis können mir Ansatzweise nachfühlen. Das soll jetzt auch nicht überheblich tönen, es ist einfach so, wie ich es erlebt habe und wohl auch normal ist. Jeder ist in seiner eigenen Welt und fühlt sich dem am nächsten, was er am Besten kennt.
Mir ist auch schon durch den Kopf, ob ich sowas wirklich nochmal machen würde, nur aus der Angst heraus, nochmals in das Loch des Zurückkommens zu fallen. Ich lebte ganz lange in den vergangenen Erinnerungen, bevor ich mich wieder in die Gegenwart begeben konnte. Unglaublich dankbar war ich für den neuen Job, der mir Gelegenheit gab und gibt, eine neue Herausforderung anzunehmen und ganz viele neue Leute kennen zu lernen.
Was half mir, diese Phase durchzustehen? Meine Familie, die die gleichen Erlebnissen mit mir teilen kann. Gemeinsam können wir uns wenigstens gedanklich an die verschiedenen Orten begeben und über unsere Erinnerungen sprechen. Im weiteren hilft auch die Zeit. Ich musste einfach durchhalten und irgendwann richtete sich mein Blick wieder in die Gegenwart und die Zukunft. Der wunderschöne Sommer half auch dazu bei, in der Schweiz wieder anzukommen und vielleicht ist es auch das Akzeptieren, dass das Fernweh ein Teil von mir bleibt.